Das ist die Demokratische Republik Kongo

  1. ein Riese
  2. Kongo – viele Namen
  3. arm aber reich an Rohstoffen
  4. tropisch – Fluch und Segen
  5. vielfältig und divers
  6. ausgebeutet 1
  7. ausgebeutet 2
  8. ausgebeutet 3
  9. demokratisch und Krieg
  10. Hoffnung

ein Riese

Die DR Kongo ist der zweitgrößte Staat Afrikas (Algerien ist noch ein bisschen größer) und größer als Deutschland, Österreich, die Schweiz, Polen, BENELUX, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien zusammen.

Dort leben rund 100 Millionen Menschen, etwas so viele wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Die DR Kongo hat mit ca. 3% mit das höchste Bevölkerungswachstum aller Staaten der Erde. Bliebe es so, würde sich die Bevölkerung innerhalb der nächsten 25 Jahre verdoppeln.

Kongo – viele Namen

Kongo ist eine Großregion in Afrika, im Bereich des Äquators, und der zweitlängste Fluss Afrikas.
Kongo war ein großes Königreich vom 14. bis zum 17- Jahrhundert.
Die heutige DR Kongo umfasst das Gebiet der ehemaligen belgischen Kolonie Belgisch-Kongo, nach der Unabhängigkeit 1960 hieß der Staat u.a. Kongo-Léopold, Kongo-Kinshasa und Zaire.
Die Republik Kongo, das ehemalige Französisch-Kongo oder Kongo-Brazzaville, ist ein viel kleinerer Nachbarstaat im Nordwesten

arm aber reich an Rohstoffen

Die DR Kongo gehört zu den ärmsten Ländern der Welt: das jährliche Pro-Kopf-Einkommen beträgt rund 1100 US-Dollar (BIP pro Einwohner, nach Kaufkraft). Drei Viertel der Bevölkerung leben in absoluter Armut (weniger als 2 US-Dollar pro Tag), für 4 von 5 kongolesischen Kindern und Erwachsenen fehlt es an einem stabilen Zugang zu medizinischer Versorgung, zu Schulen, zu Trinkwasser; vier von fünf Kongolesen sind mangelernährt und verfügen nicht über ausreichend Wohnraum. 

Andererseits gibt es wie in fast allen Entwicklungsländern eine kleine, sehr reiche Oberschicht, die auch über viel Geld im Ausland verfügt.

Und die DR Kongo ist eines der rohstoffreichsten Länder der Erde. Sie verfügt über mehr als die Hälfte der weltweiten Kobaltvorkommen, bei Coltan (sehr wichtiges Erz in der Elektroindustrie) sogar über 70%. Auch Kupfer, Gold und Diamanten werden in großen Mengen abgebaut. Der Export von Rohstoffen ist mit Abstand der größte Devisenbringer für die DR Kongo. Die Aufbereitung und Verarbeitung der Rohstoffe und damit die Wertschöpfung erfolgt dabei im Ausland (China, Südafrika, Europa, Nordamerika, Japan usw.)

tropisch – Fluch und Segen

Die geografische Lage der DR Kongo bedingt ein tropisches Klima im gesamten Land, allerdings mit deutlichen Unterschieden: 

  • In der nördlichen Hälfte ist es immerfeucht, d.h. es gibt fast jeden Tag Starkregen, was häufig zu Überschwemmungen führt und die großteils unbefestigten Straßen unpassierbar macht. Der tropische Regenwald steht formal unter dem Schutz der Regierung, die Großprojekte streng überwachen möchte. Das Problem ist aber eher die Zerstörung im Kleinen, häufig verbunden mit dem Wegschauen von korrupten Beamten. Landwirtschaft ist möglich, allerdings muss sie nachhaltig sein, sonst ist der Boden langfristig unfruchtbar. 
  • In der Südhälfte gibt es eine ausgeprägte Trockenzeit, die ganz im Süden 6 Monate dauert. Hier liegen die fruchtbaren Gebiete der DR Kongo, allerdings können Lebensmittel wegen mangelnder Infrastruktur meist nicht in andere Gebiete transportiert werden. Vorherrschend sind Kleinbetriebe mit Subsistenzwirtschaft, es gibt nur wenige Großbetriebe und Plantagen.
  • Im Südosten liegen Gebirge mit Höhenklima und tropischem Bergwald. Dort liegt ein großer Teil der Bergbaugebiete, es herrscht immer noch Bürgerkrieg. 

vielfältig und divers

In der DR Kongo leben etwa 200 ethnische Gruppen, viele davon wurden von der Kolonialmacht Belgien willkürlich definiert, um koloniale Interessen durchzusetzen. 80% gehören übergeordnet zu den Bantu. 

Französisch ist durch die belgische Kolonialzeit Amtssprache geworden und ist Bildungs- und Literatursprache. Vier Sprachen sind als Nationalsprachen in der Verfassung festgeschrieben. Aber es gibt weitere 200 Sprachen, also so viele wie Volksgruppen. 

Auch im religiösen Bereich gibt es ein breites Spektrum: Dominant ist die katholische Kirche, die Missionierung der Bevölkerung erfolgte, von Belgien unterstützt, in der Kolonialzeit. Daneben gibt es protestantische und afrikanische Kirchen, sowie die indigenen Religionen, deren Vorstellungen auch die christlichen Religionen beeinflusst haben. 

ausgebeutet 1

Im 16. und 17. Jahrhundert fiel das Königreich Kongo in die Hände von zunächst portugiesischen Sklavenjägern, die mit der Unterstützung von Missionaren ganze Landstriche entvölkerten. Im 18. und 19. Jahrhundert übernahmen andere europäische und afroarabische Händler die Sklavenjagd und den Sklavenverkauf an die amerikanischen Kolonien. Das Königreich Kongo und andere staatliche Einheiten in Zentralafrika waren längst zerstört. 5 Millionen Sklaven wurden von kongolesischen und angolanischen Hafenstädten abtransportiert. Dort bildete sich eine reiche Oberschicht heraus. 

ausgebeutet 2

Ende des 19. Jahrhunderts begann die 75jährige belgische Kolonialzeit. Zunächst die Herrschaft des belgischen Königs Leopold II. (der Kongo war sein „Privatbesitz“), in der Grausamkeit („Kongogräuel“) und Ausbeutung (zuerst Naturkautschuk, später Bergbau) unvorstellbare Ausmaße erreichten, was sich nur wenig änderte, als der belgische Staat die Kontrolle übernahm. Als sich Belgien 1959 zurückzog, hinterließen sie ein Land in Chaos und Armut.  

ausgebeutet 3

Auch der unabhängige Staat bleibt bis heute nicht von Ausbeutung durch die Industrieländer verschont. Rohstoffe wie Diamanten, Gold, Kupfer, Coltan u.v.m. werden exportiert, das bringt zwar Devisen ins Land, von der großen Wertschöpfung durch Aufbereitung und Weiterverarbeitung profitieren dann aber die Industrieländer, besonders China und Südafrika, die sich vertraglich an die kongolesische Regierung gebunden haben. Korruption und Bürgerkrieg in den Bergbauregionen verhindern zusätzlich, dass der Rohstoffreichtum die Armut bekämpft.

demokratisch und Krieg

Seit 2006 hat die DR Kongo eine neue Verfassung, die Gewaltenteilung und allgemeine und freie Wahlen beinhaltet und zu der offiziellen Staatsbezeichnung passt. Aber der Staat, die Regierung und die Verwaltung in den Provinzen sind viel zu schwach und zu korrupt, um die Vorgaben der Verfassung zu erfüllen. Eine unabhängige Justiz existiert nicht, viele Gesetze finden keine Anwendung, am ehesten noch in der Region um Kinshasa.  

Besonders im Osten des Landes ist die Regierung völlig machtlos, weil dort seit vielen Jahren ein Bürgerkrieg um die Herrschaft über den Bergbau tobt. Dort gelten weder Menschenrechte, Rebellengruppen und staatliche Sicherheitskräfte agieren willkürlich.

Hoffnung

Drei von vier der 100 Millionen Kongolesen führen einen täglichen Überlebenskampf, in dem Solidarität und Hilfsbereitschaft wichtig sind.

Viele Exil-Kongolesen organisieren vom Ausland aus die Unterstützung für ihr Land, mit Geldüberweisungen und Investitionen. 

Deutschland und auch die EU sind in der DR Kongo aktiv, um die Basis-Infrastruktur zu stärken. Sie arbeiten überwiegend mit Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) zusammen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der artisanale Bergbau, der informelle, familiäre Bergbau also abseits der großen Minen. Dort Arbeitsstandards einzurichten, Kooperativen zu gründen und Lieferketten aufzubauen, davon würden viele kongolesische Familien direkt profitieren. 

Und schließlich gibt es Initiativen wie die ACDC, die auf lokaler Ebene die Grundbedürfnisse der Bewohner schrittweise verbessern. 

Text von Thomas Linse, Grafiken: googlemaps